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Ernährungsforschung aus Kinderperspektive

Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes schriftlicher Fragebögen bei Grundschulkindern und deren Eltern
Alexandra Heyer, Yasmin Schröder, Germaine Wenzler, Anja Eberhardt, Ingrid Hoffmann
Max Rubner-Institut, Karlsruhe

Problemstellung: Seit den 1980er Jahren etablieren sich quantitative Forschungsmethoden, die nicht nur die Perspektiven von Eltern, sondern von Kindern selbst erfragen. Mit Daten aus dem Modellvorhaben „Besser essen. Mehr bewegen. Kinderleicht-Regionen“ wird am Beispiel des Frühstücksverzehrs untersucht, ob es entgegen der gängigen Praxis angemessen ist, bereits jüngere Schulkinder und nicht nur deren Eltern mittels Fragebogen zu befragen.

Methode: Überprüft wurden mit Wilcoxon-Rangsummen- und Chi²-Tests die Unterschiede von Angaben aus Kinder- und Elternfragebögen von 3.163 Grundschulkindern (ohne bzw. mit Migrationshintergrund (MH) aus Polen, Türkei, Ländern der ehem. Sowjetunion) zur Frage, wie häufig Kinder an Schultagen ein 1. bzw. 2. Frühstück aßen.

Ergebnisse: Eltern gaben signifikant häufiger an, dass ihre Kinder „immer/häufig“ zuhause/in der Schule essen, dabei gingen insbesondre mehr Eltern davon aus, dass ihre Kinder in der Schule etwas essen (Kinder: 66%/63%; Eltern: 84%/90%) (Wilcoxon-Test).

Signifikante Unterschiede in der Übereinstimmung von Kindern und Eltern fanden sich u. a. beim Frühstück zuhause: Erstklässler und Kinder ohne Migrationshintergrund stimmten in den Häufigkeitsangaben häufiger mit ihren Eltern überein. Die geringste Übereinstimmung hatten Eltern und Kinder mit türkischem Migrationshintergrund. Die Übereinstimmung zwischen Kindern und Eltern war auch größer, wenn mindestens ein Elternteil beim Frühstück anwesend war, die Mutter bzw. der Vater erwerbstätig war, und das Kind nur in einem Haushalt lebte.

Schlussfolgerungen: Vor allem fehlende Einblicke in den Ernährungsalltag ihrer Kinder und auch kulturelle Hintergründe setzen einer Ernährungsforschung allein aus Elternsicht Grenzen. Bereits jüngere Kinder sollten als Experten ihres Ernährungsverhaltens selbst befragt werden. Die schriftlichen Befragungen sollten aber mit qualitativen Methoden (z. B. Beobachtung) kombiniert und bei speziellen Aspekten (z. B. Soziodemografie) um Elternbefragungen ergänzt werden.