Forschungsbereich Fischqualität
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Zusammensetzung und Qualität des Lebensmittels Fisch haben eine langjährige Tradition in Deutschland. Am 1. Oktober 1920 gründete Rudolf Baader auf dem Gelände seiner Firma „Nordischer Maschinenbau“ in Lübeck eine „Fachtechnische Beratungsstelle für alle auf dem Gebiet der Fischverarbeitung auftretenden Fragen und Probleme“. Die Gründung dieser Institution war indirekt die Geburtsstunde des heutigen Forschungsbereichs Fischqualität.
Bereits 1921 erfolgte die Umbenennung in „Forschungsinstitut für die Fischindustrie GmbH“. In den ersten beiden Jahren wurde das Institut von Peter Biegler geleitet, einem Praktiker mit großer Erfahrung in der Fischverarbeitung. Es folgte 1922-1929 der Fischereibiologe Dr. Hanns Lengerich, in dessen Amtszeit auch der Umzug nach Hamburg in die heutige Elbchaussee fiel. Unter Dr. Herbert Metzner (1930-1941) wurde das Institut erneut umbenannt. Es hieß nun „Institut für Fischverarbeitung“ (1939) und wurde in die „Reichsanstalt für Fischerei“ eingegliedert. Damit verbunden war ein neuerlicher Umzug nach Altona/Große Bergstraße. Nach dem Ausscheiden Metzners übernahm der Fischereibiologe Dr. Fritz Lücke die Leitung bis zu seiner Pensionierung 1952. Auch das Institut blieb nicht von den Folgen des Krieges verschont: Nach der Zerstörung des Gebäudes wurden die noch verbliebenen Mitarbeiter im „Institut für Fischverwertung“ in Wesermünde (heute Bremerhaven) untergebracht. Bereits 1945 erfolgte der Rückzug nach Hamburg, wieder in die alten Räumlichkeiten in der Elbchaussee. 1949 wurde die „Reichsanstalt für Fischerei“ in „Zentralanstalt für Fischerei“ umbenannt. Für kurze Zeit folgte noch eine weitere Umbenennung, bis dann ab 1953 endgültig der Name „Bundesforschungsanstalt für Fischerei“ etabliert wurde, zu dem auch das „Institut für Fischverarbeitung“ gehörte. Nach Lücke übernahm es der Chemiker Dr. Walter Ludorff, der es bis 1963 sehr erfolgreich leitete. In diese Zeit fiel auch der Umzug 1962 in das heutige Dienstgebäude der BFA für Fischerei in der Palmaille. Ludorffs Ära war geprägt durch Bestrebungen die Qualität von Fischen und Fischerzeugnissen unter Verzicht der bis dahin reichlich verwendeten Konservierungsmittel zu steigern, auch wurden objektive physikalische, sensorische und chemische Methoden zur Frischebestimmung entwickelt. Für eine weitere Namenänderung in das mehr wissenschaftlich klingende “Institut für Biochemie und Technologie“ war sein Nachfolger, der Physiologe Dr. Fritz Bramstedt verantwortlich, der aber bereits 1964 einem Ruf der Universität Würzburg folgte. Von 1965 bis 1974 führte der Mikrobiologe Dr. Victor Meyer das Institut. In diese Zeit fiel die Gründung der WEFTA ( Western European Fish Technologists’ Association), in der staatliche oder universitäre europäische mit Fischtechnologie befasste Institutionen zusammenarbeiten, wodurch das Institut immer stärker auch in europäische Aktivitäten eingebunden wurde. Nach dem Ausscheiden von Meyer übernahm Dr. Wolfgang Schreiber die Leitung bis 1995. Die Jahre 1975 bis 1986 waren maßgeblich bestimmt durch die Beteiligung an den Antarktisexpeditionen der Bundesrepublik Deutschland. Schwerpunkte der Arbeiten lagen sowohl auf den Untersuchungen von Krill als auch auf seinen Verarbeitungsmöglichkeiten zu einem vermarktungsfähigen Produkt. Seit Ende der 60er Jahre ist das Institut an der Erarbeitung von Standards des FAO/WHO Codex Alimentarius Komitees für Fische und Fischerzeugnisse beteiligt. Nach dem Ausscheiden Schreibers wurde der Chemiker Dr. Hartmut Rehbein kommissarischer Leiter. 2001 entstand durch Zusammenlegung der Institute für „Fischereitechnik“ und „Biochemie und Technologie“ das „Institut für Fischereitechnik und Fischqualität“ der Bundesforschungsanstalt für Fischerei. Der Forschungsbereich „Fischqualität“ gehört organisatorisch seit dem 1. 1. 2004 zur Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel.