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Verabschiedung Prof. Dr. Ingrid Hoffmann

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Prof. Dr. Ingrid Hoffmann leitete das Institut für Ernährungsverhalten am MRI

Prof. Dr. Ingrid Hoffmann leitete das Institut für Ernährungsverhalten am Max Rubner-Institut (MRI) 14 Jahre lang – von 2009 bis 2023. Das Spektrum der eigenen Forschungsschwerpunkte der Oekotrophologin deckten sich dabei von Beginn an optimal mit der breiten fachlichen Aufstellung des Instituts.

Ingrid Hoffmanns Promotionsthema war im Bereich der in Deutschland gerade aufkeimenden Ernährungsepidemiologie angesiedelt. Im Rahmen ihrer Habilitation untersuchte sie entsprechend den Ansätzen einer Nachhaltigen Entwicklung und der Ernährungsökologie, wie sich verschiedene Ernährungsweisen auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt und die Gesellschaft auswirken. Forschungsbereich ihrer anschließenden Professur an der Justus-Liebig-Universität Gießen war die Ernährungsökologie, bei der Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft als Dimensionen der Ernährung gleichzeitig und gleichrangig berücksichtigt werden und der Komplexität im Bereich Ernährung Rechnung getragen wird. Dieses Potpourri an relevanten Forschungsbereichen passte sehr gut zu den für die Politikberatung wesentlichen Fragestellungen auf dem Gebiet der Ernährungsverhaltensforschung.

In der Zeit, in der Frau Prof. Hoffmann das Institut für Ernährungsverhalten leitete, standen große und das Institut stark prägende Projekte an:  Die Nationale Verzehrsstudie II wurde in Bezug auf viele wichtige Fragestellungen ausgewertet, ebenso die NEMONIT-Studie, eine Längsschnittstudie, die aus der NVS II hervorging. In der Zeit ihrer Institutsleitung hat der Bundeslebensmittelschlüssel (BLS), weltweit eine der größten Nährstoffdatenbanken und damit eine fundierte Basis für die Berechnung der Nährstoffzufuhr aus dem Lebensmittelverzehr, eine Vorreiterrolle eingenommen. Auch das Monitoring der Nährstoffzusammensetzung verpackter Lebensmittel („Produktmonitoring“) lag in Ingrid Hoffmanns Verantwortungsbereich. Es ist ein zentrales Element der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie der Bundesregierung, mit dem untersucht wird, ob und wie sich die Zucker-, Fett-, Salz- und Energiegehalte von Fertigprodukten im Zeitverlauf verändern. Die Nachhaltige Ernährung und die sozialwissenschaftlichen Aspekte der Ernährung wurden unter ihrer Leitung zu wesentlichen Forschungsschwerpunkten des Instituts.

Zunehmendes Gewicht bekam in den letzten Jahren die Forschung zur Unterstützung von gesellschaftlichem Wandel, die transformationsorientierte Forschung im Bereich Ernährung – und dies bereits lange bevor dieser Themenbereich beinahe zum Modethema avancierte. Damit griff Ingrid Hoffmann abermals ein Thema auf, bevor es in den Fokus der Ernährungsforschung rückte. Der Fokus auf problemlösungsorientierte Ansätze, bei denen auch ein inter- bzw. transdisziplinäres Vorgehen eine wichtige Rolle spielt, war zu dieser Zeit noch keineswegs allgemein anerkannt. Vernetztes Denken genauso wie gesamtheitliche Vorgehensweisen, das Einnehmen der Vogelperspektive statt des Blicks mit der Lupe, waren für Hoffmann nicht nur die Kür, sondern sie betrachtete dies während ihrer gesamten Forschungstätigkeit als unerlässlich.

Der Eintritt von Ingrid Hoffmann als erste Frau in die Runde von sieben männlichen Institutsleitern war für das gesamte MRI nicht nur aus Gleichstellungssicht von großer Bedeutung. Ihre kreativen und immer lösungsorientierten Diskussionsbeiträge trugen häufig dazu bei, scheinbar festgefahrene Standpunkte nochmals neu zu bewerten. Sie wurde dadurch zu einer sehr geschätzten Vermittlerin, die immer wieder kaum für möglich gehaltene gute Kompromisse innerhalb des MRI, aber auch mit externen Projektbeteiligten aushandelte. Ihr reiches Methoden-Repertoire im Bereich der Partizipation war für das MRI in vielen Situationen hilfreich, um die jeweils beste Lösung für eine Fragestellung gemeinsam zu erarbeiten. Was Ingrid Hoffmann im Kreis der Kolleginnen und Kollegen umsetzte, lebte sie auch im eigenen Institut. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzten sie als stets ziel- und lösungsorientiert, aber auch als wertschätzend und empathisch. Ein sehr genauer Blick für Details, der auch in ausgesprochen arbeitsreichen Phasen nicht nachließ, war fast ein Markenzeichen für die kompetente Institutsleiterin.

Das MRI kann sich darum den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts nur anschließen: „Wir werden sie, ihren scharfen Blick für das Wesentliche und ihre vermittelnde Art am MRI vermissen.“

Prof. Dr. Ingrid Hoffmann bei einem Votrag

© Max Rubner-Institut