Mikronährstoffmangel in Europa erfassen und beheben

Projekt „Zero Hidden Hunger EU”: Strategien gegen versteckten Hunger in gefährdeten Bevölkerungsgruppen
Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind lebensnotwendig. Stehen dem Körper durch unzureichende Aufnahme oder Malabsorption zu wenig davon zur Verfügung, kommt es zu einem Mikronährstoffmangel, der als versteckter Hunger (hidden hunger) bezeichnet wird. Dieser beeinträchtigt Gesundheit und Wohlbefinden und kann etwa zu Immunschwäche oder kindlichen Entwicklungsstörungen führen. Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben ein höheres Risiko für eine Unterversorgung mit Mikronährstoffen, darunter Kinder und Jugendliche, schwangere Frauen, ältere Erwachsene sowie Menschen, die von sozialen Ungleichheiten betroffen sind. Um die Versorgungslage gefährdeter Gruppen in Europa zu verbessern, werden im Projekt „Zero Hidden Hunger EU“ unter Beteiligung des MRI Strategien entwickelt, um Mikronährstoffmangel entgegenzuwirken.
Eckdaten und Ziele des Projektes „Zero Hidden Hunger EU“
In „Zero Hidden Hunger EU“ versammelt sich unter Leitung des University College Cork ein neues, europäisches Konsortium, das für den Zeitraum 2024 bis 2027 fast zehn Millionen Euro Fördermittel für die Forschung zur Bekämpfung von Mikronährstoffmangel in Europa erhalten hat. Das MRI ist die einzige deutsche Institution in diesem Konsortium. „Zero Hidden Hunger EU“ zielt auf die Gewinnung bestmöglicher Erkenntnisse für die Entwicklung maßgeschneiderter, auf Lebensmittel ausgerichteter Lösungen, um eine angemessene Mikronährstoffversorgung in der Bevölkerung sicherzustellen.
Schätzung von Prävalenz und Gesundheitskosten
In einem ersten Schritt soll die Mikronährstoffzufuhr in der Bevölkerung mit verfügbaren Biomarker- und Ernährungsdaten ermittelt werden. Zum Einsatz kommen dabei modernste Techniken wie besonders leistungsstarke Biomarkeranalysen. Das MRI unterstützt das Projekt in dieser Phase durch die Bereitstellung von Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II), die Informationen zur Mikronährstoffaufnahme in verschiedenen Bevölkerungsgruppen liefert. Durch die Einbeziehung verschiedener Datenquellen kann die tatsächliche Verbreitung von Mikronährstoffmangel präzise geschätzt werden. Außerdem sollen mit Fokus auf gefährdete Bevölkerungsgruppen die mit der Mangelversorgung verbundenen Gesundheitskosten aufgedeckt werden.
Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen
Im zweiten Teil des Projektes „Zero Hidden Hunger EU“ werden Lösungen erarbeitet, um den Mikronährstoffmangel in gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu beheben. Auf Basis bestmöglicher Evidenz sollen kontextspezifische, ernährungsorientierte Strategien entwickeln werden, um eine angemessene Mikronährstoffversorgung aus nachhaltigen Quellen sicherzustellen. Ansätze hierfür sind zum Beispiel der Austausch von Nahrungsmitteln durch nährstoffreichere Alternativen, das Einbeziehen von Nahrungsmitteln aus weniger genutzten und nachhaltigeren Quellen sowie die Spezifizierung von Ernährungsempfehlungen für gefährdete Bevölkerungsgruppen. Das MRI hilft bei der Modellierung von Ernährungsszenarien, mit denen ein Mikronährstoffmangel bedarfsgerecht angegangen werden kann. Dabei wird mittels fortschrittlicher Datenmodellierung eine robuste Beschreibung möglicher Lösungswege generiert.
Das MRI trägt zudem zur Verbreitung der Erkenntnisse bei und unterstützt das Projekt bei der Kommunikation. Die Ergebnisse von „Zero Hidden Hunger EU“ sollen politischen Entscheidungsträgern und Akteuren des Lebensmittelsystems schließlich dazu dienen, gezielte Interventionen umzusetzen, um dem Mikronährstoffmangel in Europa entgegenzuwirken.
Komplexe Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit
Das Projekt „Zero Hidden Hunger EU“ unterstreicht am Beispiel Mikronährstoffmangel die Bedeutung kollektiven Handelns bei der Bewältigung komplexer Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit in Europa. Es priorisiert datengesteuerte Interventionen und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit. So möchte das Projekt den Weg für ein gesünderes und widerstandsfähigeres Europa ebnen.




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