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Jodzufuhr in Deutschland - Modellszenarien

In Deutschland stützt sich die Jodprophylaxe auf eine freiwillige Jod-Anreicherung von Speisesalz, die derzeit bis maximal 25 Milligramm Jod pro Kilogramm Speisesalz erfolgen kann. Ohne eine Jod-Anreicherung von Speisesalz läge die Jodzufuhr der Bevölkerung deutlich unter den für Deutschland gültigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Wie Ergebnisse der Nationalen Verzehrstudie II (NVS II) zeigen, entspricht die Jodzufuhr ohne Verwendung von Jodsalz etwa der Hälfte der empfohlenen Menge.

Nach aktuellen Studien zeichnet sich in Deutschland eine Verschlechterung der Jodversorgung ab. In der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KIGGS-Welle 2) wurde für den Zeitraum 2014-2017 eine abnehmende Jodversorgung bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu den Erhebungen 2003-2006 beobachtet. Gleichzeitig lässt sich nach einer Erhebung der Universität Gießen eine geringe Verwendung von Jodsalz in handwerklich und industriell gefertigten Lebensmitteln feststellen.

Vor diesem Hintergrund wurde das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beauftragt zu bewerten, ob eine Erhöhung der zulässigen Jodkonzentration in Salz von 25 auf 30 Milligramm pro Kilogramm aus ernährungsphysiologischer und toxikologischer Sicht sowohl sachgerecht als auch sicher wäre. Das MRI hat das BfR bei der Beantwortung dieser Frage unterstützt, indem es Modellierungen zur Jodzufuhr von Erwachsenen auf Basis der Verzehrsdaten der NVS II durchgeführt hat. Für die Berechnungen wurde eine modifizierte Version des Bundeslebensmittelschlüssels (BLS) verwendet, dessen Werte einen Jodgehalt von 30 mg pro kg in Speisesalz berücksichtigen. Betrachtet werden im vorliegenden Bericht Jodsalz-Verwendungsgrade von 0 %, 30 %, 50 %, 80 % und 100 %. Die erzielten Ergebnisse sind in die vom BfR vorgelegte Bewertung  hinsichtlich des Nutzens und des Risikos einer Erhöhung des maximalen Jodgehaltes im Salz auf 30 mg/kg eingeflossen.
 

Ergebnisse (Fazit)

Insgesamt zeigen die vorliegenden Modellberechnungen, dass eine Erhöhung der Jodanreicherung in Salz von 25 auf 30 mg/kg im Median zu einer höheren Jodzufuhr um 36 µg/Tag bei Männern und 25 µg/Tag bei Frauen führt, sofern ausschließlich jodiertes Speisesalz verwendet wird. Dabei erhöht sich gleichzeitig das Risiko einer zu hohen Jodzufuhr insbesondere für junge Männer. Da aber davon auszugehen ist, dass der tatsächliche Verwendungsgrad von Jodsalz in der Bevölkerung zwischen 30 und 50 Prozent liegt und damit die Steigerung der Jodzufuhr deutlich niedriger ausfällt, hilft eine Erhöhung der Anreicherung um 5 mg/kg nur bedingt, die Jodversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Vielmehr zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass ein höherer Verwendungsgrad von jodiertem Speisesalz einen stärkeren Einfluss auf die Jodzufuhr hätte als eine Erhöhung des Jodgehaltes im Salz um 5 mg/kg.

Auch eine aktuelle Schweizer Studie kommt zum Schluss, dass eine alleinige Steigerung der Jodsalzanreicherung nicht ausreicht, die Jodzufuhr bei den untersuchten Schulkindern, Frauen im gebärfähigen Alter und schwangeren Frauen zu erhöhen, wenn Jodsalz nicht gleichzeitig eine weite Verbreitung in verarbeiteten Lebensmitteln findet. Daher sollte aus Sicht des MRI die Verwendung von jodiertem Speisesalz in Lebensmittelindustrie und  handwerk gefördert werden, da hier die Verwendung in den letzten Jahren rückläufig ist. Der ursprüngliche Grundsatz „Wenn Salz, dann Jodsalz“ hat im Lebensmittelhandwerk an Bedeutung verloren. Gründe hierfür können mangelnde Informationen oder das durch Jodsalzgegner verbreitete negative Image sein (Bericht Universität Gießen).

Aus Sicht des MRI ist anzustreben, in verarbeiteten Lebensmitteln und im Handwerk auf möglichst breiter Basis jodiertes Speisesalz zu verwenden, wobei die Risikogruppen für eine erhöhte Jodzufuhr im Blick behalten werden müssen.

Bericht "Modellszenarien für die Jodzufuhr in Deutschland" (pdf)