ENKL-Projekt im Klimaschutz Sofortprogramm 2022
Soziale Dimension einer klimagerechten Ernährung
Ernährung kann einen wichtigen Beitrag leisten zu Klimaschutz und der Eindämmung des Klimawandels. Alle Stationen der Wertschöpfungskette, von Primärproduktion über Lebensmittelverarbeitung, Distribution und Handel bis hin zum Endverbrauch beeinflussen, mit welchen Klimawirkungen Ernährung einhergeht. Um einen Beitrag zu mehr Klimaschutz und -gerechtigkeit zu realisieren, muss Ernährung insbesondere ökologisch nachhaltig und sozialverträglich gestaltet werden. Während sich der Wissensstand in der ökologischen Dimension stetig verbessert und Umweltauswirkungen zu einem großen Teil gut erfassbar sind, ist die soziale Dimension von Ernährung bislang unterrepräsentiert.
Unsere Ernährungssysteme sind geprägt von zahlreichen Wechselwirkungen, so zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten, die sich gegenseitig befördern oder hemmen können. Deswegen ist es insbesondere für die Maßnahmengestaltung zur Förderung klimagerechter und nachhaltiger Ernährung wichtig, diese verschiedenen Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Nur, wenn die soziale Dimension der Ernährung stärker als bisher einbezogen wird, kann eine Umsetzung klimagerechter und nachhaltiger Ernährung in der Praxis gelingen. Dies trägt dazu bei, dass sozial und ethisch unerwünschte Entwicklungen, die mit Ernährung im Zusammenhang stehen, frühzeitig erfasst und aufgearbeitet werden können und dass soziale Ungleichheiten und Spannungen eine höhere Berücksichtigung erfahren. Insgesamt fördert dies gemeinsame Anstrengungen für eine nachhaltige Entwicklung und macht entsprechende Maßnahmen tragfähiger.
Vor diesem Hintergrund befasst sich das Institut für Ernährungsverhalten im Rahmen der Forschungsarbeiten zu nachhaltiger Ernährung vertieft mit der sozialen Dimension von Ernährung. Das Projekt „Soziale Dimension einer klimagerechten Ernährung“ widmet sich der Exploration des Feldes. Ziel ist, soziale Perspektiven im Rahmen einer klimagerechten und nachhaltigen Ernährung durch die partizipative Erarbeitung handlungsorientierten Wissens zu stärken.
Der Forschungs- und Wissensstand zu sozialen Auswirkungen der Ernährung wird im Projekt aufgearbeitet. Dies betrifft Problemlagen, soziale Kriterien und Datenlage sowie laufende Aktivitäten etwa im Bereich der Zertifizierung. Notwendige Handlungsbedarfe zur Stärkung der sozialen Dimension werden identifiziert und mögliche Handlungsoptionen diskutiert. Des Weiteren geht es darum, gesellschaftliche Verständigung über Zielvorstellungen anzustoßen sowie Akteurinnen und Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu vernetzen und deren Austausch zu unterstützen.
Das Projekt bindet Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen ein, um ein breites Spektrum an Wissen, Erfahrungen und Positionen zu berücksichtigen und gemeinsam die Umsetzung von Maßnahmen für eine sozialverträgliche Gestaltung der Ernährung zu fördern. Das methodische Vorgehen setzt sich zusammen aus einer umfangreichen Literaturrecherche und verschiedenen Expertenworkshops sowie Interviews. Das Projekt fokussiert sich exemplarisch auf die beiden Felder Lebensmittelproduktion und -verarbeitung sowie Endverbrauch (Verbraucherinnen und Verbraucher, Haushalte).
Wichtige Forschungsfragen sind:
- Welche sozialen, einschließlich ethischen und kulturellen, Auswirkungen hat Ernährung auf Ebene der Lebensmittelproduktion und der Verbraucherinnen und Verbraucher?
- Was ist der aktuelle Kenntnisstand und die Datenlage in diesen Bereichen?
- Welche Vorschläge (Konzepte, Methoden, Initiativen etc.) bestehen, um soziale Auswirkungen besser als bisher erfassen und beurteilen zu können? Was sind dabei die Herausforderungen?
- Welche Handlungsoptionen bestehen für Akteurinnen und Akteure aus Politik und Praxis, um die soziale Dimension einer klimagerechten und nachhaltigen Ernährung stärker zu fördern und berücksichtigen?