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Netzwerk zur Fischkennzeichnung - EU-Projekt „LABELFISH“

Die Kennzeichnung von unbehandelten Fischerzeugnissen (dazu zählen ganze frische oder tiefgekühlte Fische aber auch Fischfilets, auch geräuchert oder gesalzen) ist durch die europäische Gesetzgebung genau vorgegeben. Diese Produkte müssen auf allen Stufen der Handelskette, also auch beim Verkauf an den Verbraucher, mit der Handelsbezeichnung und dem wissenschaftlichen (d.h. lateinischen) Namen sowie der Produktionsmethode (gefangen oder aus Aquakultur), der Herkunft und der Fanggerätekategorie ausgezeichnet sein. Gegebenenfalls muss noch ein Hinweis angebracht sein, der das Produkt als aufgetautes Erzeugnis kennzeichnet.
Der beliebte Kabeljau kann z.B. aus dem Nordatlantik stammen (Gadus morhua) oder im Nordpazifik gefangen worden sein (Gadus macrocephalus). Hier handelt es sich also um zwei verschiedene Arten mit einer gemeinsamen Handelsbezeichnung. Die detaillierte Kennzeichnung mit dem wissenschaftlichen Namen und der Herkunft hilft dem Verbraucher, informierte Kaufentscheidungen z.B. bezüglich der Qualität oder der Nachhaltigkeit eines Produkts treffen zu können. Ob es sich bei der gekauften Ware aber tatsächlich um die angegebene Spezies handelt, ist oft aufgrund der bereits erfolgten Verarbeitung z.B. zum Fischfilet oder der Ähnlichkeit verschiedener Fischarten allein durch eine visuellen Inspektion nicht festzustellen.
Die amtliche Lebensmittelüberwachung überprüft regelmäßig Fischereierzeugnisse bei der Einfuhr, in den Produktionsbetrieben und im Handel auf die Richtigkeit der angegebenen Spezies. Hierzu werden proteinanalytische und DNA-analytische Labormethoden eingesetzt, die im Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch verankert sind und durch Ringversuche validiert wurden. Die Überprüfung von Fischerzeugnissen ist jedoch in den Ländern der Europäischen Union nicht einheitlich geregelt, obwohl es eine gemeinsame Marktorganisation gibt und Fischereierzeugnisse innerhalb der EU frei gehandelt werden können. Um die Standardisierung und Harmonisierung von DNA-basierten Methoden zur Fischartüberprüfung in der EU ging es in dem EU-Projekt „Labelfish“, an dem das Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch von 2013 bis 2015, zusammen mit Projektpartnern aus fünf weiteren europäischen Ländern, beteiligt war.
Im Rahmen dieses Projekts wurden verschiedene Themengebiete bearbeitet:

  1. Analyse der Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von Fischerzeugnissen
  2. Standardisierung der Fischartbestimmung und Entwicklung neuer Methoden
  3. Aufbau eines atlantischen Netzwerks für die Fischart-Authentifizierung

Im Folgenden finden Sie eine Darstellung ausgewählter Ergebnisse:


Marktstudie

Um die aktuelle Situation der Kennzeichnung von Fischerzeugnissen auf den Märkten der europäischen Länder zu untersuchen, wurden in allen teilnehmenden Ländern umfangreiche Probenziehungen von Fischerzeugnissen verschiedener Spezies aus dem Handel durchgeführt. Die Fischproben wurden anschließend im Labor auf die Richtigkeit der Artkennzeichnung überprüft.
In Deutschland wurden insgesamt 245 Proben aus Fischhandel, Supermärkten, Großhandel sowie als verzehrfertige Erzeugnisse von Imbissen und Restaurants gezogen. Dabei wurden ausschließlich Produkte gekauft, die als Kabeljau (bzw. Dorsch), Thunfisch oder Seezunge gekennzeichnet waren. Von diesen 245 Proben wurden bei 29 Proben (11,8%) durch die Laboranalyse andere Fischarten identifiziert, als bei der Auszeichnung im Handel oder auf der Menükarte der Restaurants angegeben waren (Fig. 1). Bemerkenswert war die hohe Täuschungsrate bei Seezungengerichten aus dem Restaurant, die zur Hälfte aus Pangasius- oder westafrikanischen Zungenfilets zubereitet worden waren (Fig. 2).
Für den Vergleich der Falschkennzeichnungsraten zwischen den beteiligten Ländern (siehe Fig. 3) wurden lediglich die Handelsproben betrachtet, da Deutschland der einzige Teilnehmer war, der Proben aus Restaurants gezogen hatte. Hier lag Deutschland mit einer Täuschungsrate von 6,2% an dritter Stelle hinter Spanien und Portugal. In Irland, UK und Frankreich wurden etwas geringere Falschkennzeichnungsraten festgestellt, wobei die Werte nicht unbedingt vergleichbar sind, da sich die Probenziehungsstrategien zum Teil deutlich unterschieden. So wurden z.B. zwar in allen teilnehmenden Ländern Thunfisch- und Kabeljauproben gezogen, darüber hinaus hatte aber jedes Land eine oder mehrere weitere landestypische Fischarten für die Probenziehung ausgewählt.

Standardisierte Methode zur Fischartüberprüfung

Um eine einheitliche Bearbeitung von Fischproben innerhalb der Länder der Europäischen Union zu garantieren, einigten sich die Projektpartner auf eine DNA-analytische Methode, die im Rahmen eines Ringversuchs validiert werden sollte. Hierzu wurde die Sequenzbestimmung eines Genabschnitts aus dem mitochondrialen Cytochrom Oxidase I-Gen (coxI) ausgewählt, das auch als universelles Barcoding-Gen bekannt ist. Für diesen Genabschnitt existiert eine spezielle öffentliche Datenbank – die barcode of life data systems (BOLD)-Plattform – in der eine große Zahl an Referenzsequenzen hinterlegt ist.
Für die standardisierte Anwendung der ausgewählten Methode wurde zunächst eine exakte Arbeitsanweisung (standard operation procedure, SOP) formuliert. An dem Ringversuch beteiligten sich schließlich 13 öffentliche und private Untersuchungslaboratorien aus den Ländern der Projektpartner. Hierzu wurden 12 verschiedene Fischproben versandt und in den Laboratorien unter Anwendung der SOP auf die Spezies hin untersucht. Ein Vergleich dieser Methode mit der deutschen amtlichen Methode, die auf einem ähnlichen mitochondrialen Genmarker, dem Cytochrom b-Gen (cytb) basiert, zeigte eine Vergleichbarkeit der Methoden. Für beide Methoden wurde vor kurzem ein gemeinsamer ISO-Standard-Methodenentwurf erarbeitet und die Aufnahme in das ISO-Verfahren beantragt, sodass sie hoffentlich in nächster Zukunft den Untersuchungslaboratorien aller Länder zur Verfügung stehen werden.

Weitere Informationen zu LABELFISH finden Sie auf der Internetseite des Projekts www.labelfish.eu.

Ausgewählte Publikationen

Griffiths, A. M., Sotelo, C. G., Mendes, R., Pérez-Martín, R. I., Schröder, U., Shorten, M., Silva, H. A., Verrez-Bagnis, V., & Mariani, S. (2014). Current methods for seafood authenticity testing in Europe: Is there a need for harmonisation? Food Control, 45, 95-100.

Kappel, K., & Schröder, U. (2015). Species identification of fishery products in Germany. Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 10, S31-S34

Kappel, K., & Schröder, U. (2016). Substitution of high-priced fish with low-priced species: Adulteration of common sole in German restaurants. Food Control, 59, 478-486.

Mariani, S., Griffiths, A. M., Velasco, A., Kappel, K., Jérôme, M., Pérez-Martín, R. I., Schröder, U., Verrez-Bagnis, V., Silva, H., & Vandamme, S. G. (2015). Low mislabeling rates indicate marked improvements in European seafood market operations. Frontiers in Ecology and the Environment, 13(10), 536-540.