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Verabschiedung Prof. Dr. Pablo Steinberg

Meldungen

Sieben Jahre war Prof. Steinberg Präsident des Max Rubner-Instituts – diese Zeit ist jetzt zu Ende. In diesen sieben Jahren sind für das Max Rubner-Institut wichtige Weichen gestellt worden.

Das Institut für Kinderernährung in Karlsruhe und das Nationale Referenzzentrum für authentische Lebensmittel in Kulmbach wurden aufgebaut, das Bakteriophagen-Kompetenzzentrum initiiert und der Bereich „Kosten-Nutzen-Analyse bei mikrobiologischen, chemischen und ernährungsphysiologischen Risiken im Lebensmittelbereich“ in Kulmbach etabliert. In seiner Zeit als Präsident des Max Rubner-Instituts wurden verschiedene Themen auf dem Gebiet der nachhaltigen Ernährung wie die alternativen Proteinquellen, beispielsweise Insekten, Pflanzendrinks oder Fleischersatzprodukte, neu aufgenommen und bearbeitet. Darüber hinaus hat Pablo Steinberg seine langjährige Expertise als Toxikologe bei der Konzeptionierung mehrerer Studien zum Transfer von Schimmelpilztoxinen, Pflanzentoxinen und Umweltkontaminanten aus Futtermitteln in die Milch bzw. Milchprodukte auf der Versuchsstation Schädtbek des Max Rubner-Instituts sowie bei der Interpretation der erzielten Ergebnisse eingebracht.

Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten werden das Produktmonitoring sowie der Stakeholder-Prozess zur Erarbeitung einer Methodik für die wissenschaftsbasierte Ableitung von Reduktionszielen für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten am Max Rubner-Institut durchgeführt. Diese Themen wurden von Pablo Steinberg mehrfach gemeinsam mit der Leitung des BMEL der Öffentlichkeit präsentiert. Auch die wissenschaftliche Vorbereitung und Begleitung der Einführung des Nutri-Score als freiwilliges Nährwertkennzeichnungsmodell in Deutschland war ein wichtiges Projekt für Pablo Steinberg.

In seiner Zeit als Präsident des Max Rubner-Instituts sind am MRI viele Humanstudien auf den Weg gebracht worden: Außer dem Nationalen Ernährungsmonitoring bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sind dies insbesondere die COPLANT- und die PEACHES-Studie. Bei der COPLANT-Studie handelt es sich um eine Kohortenstudie zu gesundheitsbezogenen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten von pflanzenbasierten Ernährungsweisen im deutschsprachigen Raum. Für die PEACHES-Studie, in deren Rahmen die Langzeiteffekte der maternalen Adipositas auf die Entwicklung von Übergewicht und damit in Zusammenhang stehend metabolischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen untersucht werden, konnte eine Fortführung erreicht werden. Das Max Rubner-Institut hat die Erarbeitung der Nationalen Strategie zur Stillförderung koordiniert und ist an deren praktischer Umsetzung aktiv beteiligt. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass die Nationale Stillkommission am Max Rubner-Institut etabliert wurde.

Besonders am Herzen lag Prof. Steinberg die Einrichtung eines Programms zur Förderung von exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern am Max Rubner-Institut. Im Rahmen dieses Programms werden zurzeit drei sogenannte „Nachwuchs-Tandems“, bestehend aus einer Postdoktorandin bzw. einem Postdoktoranden und einer Doktorandin bzw. einem Doktoranden für 3,5 Jahre finanziert. Auf seine Initiative hin wurde das Projekt „Forschungsperspektive 2050“ durchgeführt, das zum Ziel hatte, in die Zukunft gerichtete Szenarien für die Bereiche Ernährung und Lebensmittel in Deutschland zu identifizieren und Ansätze zur Bewältigung der damit verbundenen zukünftigen Herausforderungen herauszuarbeiten.

Im September 2024 beendete Pablo Steinberg nun eine lange und erfolgreiche Karriere im Forschungsbereich der Lebensmittel und Ernährung, die im Oktober 1985 mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung aus Argentinien begann, die ihn an das damals auf dem Gebiet der Toxikologie international führende Institut für Toxikologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz führte. Dort habilitierte er sich im Jahr 1994 im Fach Toxikologie. Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten lag in der Aufklärung der molekularen Mechanismen der durch Chemikalien induzierten Lebertumorentstehung mit einem besonderen Fokus auf das krebserregende Schimmelpilztoxin Aflatoxin B1. Im Jahr 1996 bekam er ein Heisenberg-Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, um die Rolle pluripotenter Stammzellen in der Lebertumorentstehung zu untersuchen.

Zwei Jahre später übernahm Pablo Steinberg den Lehrstuhl für Ernährungstoxikologie am Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Potsdam. Mit dem Wechsel nach Potsdam rückten in den nächsten 10 Jahren Fragen rund um die chemisch induzierte Dickdarmtumorentstehung in den Vordergrund. In dieser Zeit entwickelte er zusammen mit Frau Dr. Bettina Scholtka ein nicht-invasives Verfahren zur Früherkennung von Dickdarmkrebs durch Genmutationsanalysen in Stuhlproben, das dann patentiert und lizensiert wurde.

Im Jahr 2008 wurde Pablo Steinberg zum Professor für Lebensmitteltoxikologie und Ersatz-/Ergänzungsmethoden zum Tierversuch und Direktor des Instituts für Lebensmitteltoxikologie und Chemische Analytik an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover berufen. Dort setzte er seine in Potsdam auf dem Gebiet der Dickdarmtumorentstehung begonnenen Forschungsarbeiten fort und untersuchte die darmkrebserregende Wirkung von sogenannten endogen gebildeten Nitrosoverbindungen. Darüber hinaus entwickelte er neuartige in vitro-Tests zur Prüfung der erbgutschädigenden und krebserregenden Wirkung von Chemikalien.

Pablo Steinberg unterstützt die Aktivitäten der Ständigen Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) seit 2003 sowie seit 2024 die der neu gegründeten Ständigen Senatskommission Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen (SKAE) der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Außerdem brachte er seine Expertise in mehreren Gremien ein, u.a. in den Wissenschaftlichen Beirat des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), in den Wissenschaftlichen Beirat des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie (LSB) an der Technischen Universität München, in die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit in Deutschland (ZKBS) und in den Bioökonomie-Beirat des Landes Baden-Württemberg.

Portraitfoto von Prof. Dr. Pablo Steinberg

© MRI