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5. NRZ-Authent Webkonferenz-Workshop für Expertinnen und Experten

Trotz der fortgesetzten pandemischen Situation fand am Ende des Kalenderjahres – diesmal am 16. und 17. November 2021 – der 5. Experten- und Expertinnenworkshop des Nationalen Referenzzentrums für authentische Lebensmittel (NRZ-Authent) statt. Knapp 100 Anmeldungen konnten für die Veranstaltung verzeichnet werden. Dieses Mal war der zweitägige Workshop, der erneut online stattfinden musste, thematisch zweigeteilt: Der erste Tag stellte das Thema Authentizitätsforschung ins Zentrum; der zweite Tag das weite Themenfeld rund um Datenbanken, Datenauswertetools und Datenschutz.

Nach der offiziellen Begrüßung durch den Präsidenten des Max Rubner-Instituts (MRI), Pablo Steinberg, stellte zunächst Florian Tschandl von der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) das Konzept und den Aufbau des Kompetenzzentrums Lebensmittelkette vor. Dieses wurde ähnlich wie das NRZ-Authent geschaffen, um der neuen EU-Kontrollverordnung 2017/625 und dem gestiegenen Beratungs- und Koordinationsbedarf der österreichischen und europäischen Behörden im Kampf gegen Lebensmittelbetrug gerecht zu werden. Die Aufgaben liegen vor allem im Bereich der Betrugs- und Internetkontrolle sowie der Gutachten- und Analytik-Koordination. Ein Fokus liegt auch zielgerichtet auf der Marktmenge der betreffenden Lebensmittel. Im zweiten Vortrag, gehalten von Ilka Haase, der Leitung des NRZ-Authent, präsentierte diese die aktuellen Entwicklungen des sich weiterhin im Aufbau befindenden Nationalen Referenzzentrums und seinen Kernaufgaben. Die laufenden Projekte und Forschungsschwerpunkte im Bereich Lebensmittelauthentizität werden nachfolgend von den Mitarbeitenden in Vorträgen vorgestellt. Darüber hinaus stellte sich Andreas Hofmann, neuer stellvertretender Leiter des NRZ-Authent, mit seinem thematischen Schwerpunkt im Modul Datenbanken vor.

Den Anfang der Projektvorstellungen am NRZ-Authent machte Kristina Kappel vom Standort in Kiel. Sie erläuterte, wie mithilfe der verschiedenen Lebensmitteltechnika, welche an den verschiedenen Standorten des MRI angesiedelt sind, Referenzmaterialien in Form von dotierten Lebensmitteln für Ringversuche in den §64 LFGB-Arbeitsgruppen hergestellt werden. Dazu gehören unter anderem Milchprodukte, die zum Nachweis von Kuhmilchanteilen in Schaf- und Ziegenmilcherzeugnissen mittels real-time-PCR eingesetzt werden. Im Anschluss erläuterte Ina Willenberg vom Institut für Sicherheit und Qualität bei Getreide am MRI Standort in Detmold anhand der vergangenen OPSON-IX Operation, wie NIR-basierte Schnellmethoden im Vergleich zu anderen Referenzanalysemethoden eingesetzt werden können um beispielsweise Olivenöl auf bestimmte Qualitäts- und Reinheitsparameter hin zu analysieren. Danach stellte Kristina Kappel ein Projekt aus dem Bereich DNA-Metabarcoding vor. Hier hatte das NRZ-Authent bei der OPSON X-Operation eine Next-Generation-Sequencing-Methode (NGS) an verschiedenen Fleischproben getestet, wobei sich herausstellte, dass die NGS-Ergebnisse größtenteils vergleichbar waren mit denen aus der konventionellen Analytik, einzelne Ergebnisse jedoch unterschiedlich ausfielen. Eine gemeinsame Veröffentlichung der Ergebnisse ist geplant.

Vor der Mittagspause erläuterte Jan Weber vom Standort in Kiel die Vorteile und vielfältigen Möglichkeiten der Stabilisotopenanalytik. Diese Analysemethode kann sowohl zum Nachweis der geographischen Herkunft (v.a. über die Verteilung der Wasserstoff- und Sauerstoffisotopen in Produkten), zum Nachweis der Produktionsweise (Unterscheidung bio und konventionell produzierter Lebensmittel) sowie zum Nachweis von wertgebenden Bestandteilen (Streckung oder Verfälschung von beispielsweise Honig) eingesetzt werden. Zudem wurde eine Pilotstudie zur Erstellung einer Referenzdatenbank zur verbesserten Differenzierung von Eiern aus Boden-. Freiland und Biohaltung deren geographischen Herkunftsbestimmung mittels stabiler Isotope vorgestellt, welche mit dem neu beschafften IRMS-Gerät durchgeführt wird. Abschließend präsentierte Bertolt Kranz vom Standort in Kulmbach, in welchen Bereichen am MRI die Massenspektrometrie ihren Einsatz findet. Dazu zählen das abgeschlossene Projekt zum Nachweis der Geflügelspezies, sowie die geplanten Projekte der Unterscheidung von A1- und A2-Milch und der Nachweis von Enzymzugaben in Lebensmitteln.

Nach der Mittagspause folgten am ersten Tag vier weitere Vorträge der verschiedenen Institutionen aus dem Ressortforschungs- bzw. Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Lebensmittel sowie des CVUA Rheinland. Alle hatten das Ziel die verschiedenen Authentizitätsthemen zu beleuchten, welche die Einrichtungen schwerpunktmäßig behandeln. Den Auftakt machte Janet Riedl vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Hier lag der Fokus auf der Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln entlang globaler Warenketten; der Schwerpunkt bei den Matrizes liegt auf Wein (und nicht-zielgerichteter Analyse) sowie auf Futtermitteln; u. a. auf dem Verfütterungsverbot von tierischen Proteinen in Futtermitteln. Aus dem Thünen-Institut (TI), dem Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei, stellte Reinhold Hanel das Thema Fischereiökologie in den Mittelpunkt. Hier wird unter anderem daran gearbeitet eine eigene Fisch-Datenbank aufzubauen und Methoden zu entwickeln, die eine möglichst eindeutige geographische Herkunftsangabe (z. B. beim Gelbflossenthun) sowie eine Speziesunterscheidung bei Fisch (z. B. Red Snapper) ermöglichen sollen.

Florian Bittner vom Julius Kühn-Institut bzw. dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen betonte die Bestrebungen des Instituts im Bereich der Entwicklung von Methoden mithilfe des Metabolite-Profiling bei Rebsorten. Ein zukünftiger Schwerpunkt liegt zudem auf der Analyse bzw. Detektion von genomeditieren Organismen beim Nachweis neuer Züchtungstechnologien; darüber hinaus noch bei der Quantifizierung von Pflanzeninhaltsstoffen. Zum Abschluss des ersten Tages präsentierte Olivier Aust vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (CVUA-RRW) ein Projekt, welches in Zusammenarbeit mit Wiebke Behrens aus dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe zur Frage der Unterscheidung von bio- und konventionell produzierten Eiern durchgeführt wurde. Durch eine Kombination aus nicht-zielgerichteter (NMR- bzw. Kernspinresonanzspektroskopie) und zielgerichteter Analysemethoden (Nachweis von Carotinoiden) konnte eine zuverlässige Methode entwickelt werden, die eine Unterscheidung beider Erzeugungsformen zulässt.

Der erste Veranstaltungstag endete damit, dass die Panel-Moderatoren Stefan Engert und Ilka Haase ein Resümee zum bisherigen Programm zogen und die Dichte und Qualität der verschiedenen Vorträge lobten. Es zeigt sich, dass die Bemühungen aller Institutionen, neue Möglichkeiten auszuloten, um die Authentizität von Lebensmitteln nachweisen, ein hilfreicher Beitrag sind, Lebensmittel für die Verbraucherinnen und Verbraucher betrugs-/sicherer zu machen.

Am Tag zwei der Veranstaltung stand das Thema Datenbanken & Datenauswertetools im Fokus. Nach einer kurzen Begrüßung durch Andreas Hofmann, startete Andreas Gadelmeier vom NRZ-Authent mit der ersten Präsentation. Diese beschäftigte sich mit der Serverinfrastruktur des NRZ-Authent, die sich momentan im Aufbau befindet. Neben der Ausstattung des hauseigenen Servers und dessen Absicherung vor Angriffen aus dem Internet wurde zusätzlich am Beispiel erster Projekte berichtet, wie die Ein- und Verarbeitung eingespeister Daten erfolgen soll. Das Thema Wissensdatenbanken beschäftigt das NRZ-Authent schon länger. Hier stellte der Koordinator des NRZ-Authent, Stefan Engert, die Ergebnisse der verschiedenen Umfragen vor, beispielsweise die „Wissenslandkarte Lebensmittelauthentizität“, das Methodenregister der verschiedenen Untersuchungseinrichtungen in Deutschland, sowie die Kurzumfrage mit dem Verband der botanischen Gärten zum Aufbau eines Methodenregisters „essbarer Pflanzen“. Die Datenbanken sollen das NRZ-Authent dabei unterstützen als Netzwerk Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie behördliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenzubringen, um die Entwicklung von Methoden oder den Austausch von Referenzmaterial zu vereinfachen. Als letzte Vortragende vor der Bio-Pause präsentierte Regina Klapper vom NRZ-Authent am Standort in Kiel die Datenbank FISH-FIT (Fish Fraud Identification iTool) vor. Diese wurde im Rahmen des Interreg Atlantic Area-Projekts SEATRACES erstellt, welches das Ziel hat, eine eindeutige und zuverlässige Kennzeichnung von Fischereiprodukten zu fördern. An dem Projekt sind zehn Partner und neun assoziierte Partner aus sieben europäischen Ländern beteiligt. Die vorgestellte Plattform FISH-FIT besteht aus einer Sequenz- und Gewebedatenbank sowie einer Methodensammlung und soll vor allem offizielle europäische Kontrollämter bei Authentizitätsüberprüfungen von Fischereierzeugnissen unterstützen.

Anschließend nutzte Andrea Luger vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MEL) die Möglichkeit, über die Herausforderungen auf dem Weg zur Modernisierung des Datenmanagementsystems und der Vereinheitlichung einer zentralen IT-Architektur im behördlichen Raum vorzustellen. Einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten, welche die Arbeit mit dem Galaxy Framework bieten, gab danach Björn Grüning vom Galaxy Team Freiburg, in dem er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber aufklärte, wie mithilfe eines Open Source Systems eine integrative Workbench für verschiedene Datenanalysemöglichkeiten gestaltet werden kann. Den Abschluss des zweiten und finalen Workshoptages bildete der eindrückliche Vortrag von Volker Skwarek von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg zum Thema Angriffstechniken und Sicherungsmaßnahmen von Datenbanken. Dabei schilderte er anschaulich die verschiedenen und durchaus auch perfiden Möglichkeiten, die Hacker und Entwickler von Schad- und Spyware nutzen, um Daten abzugreifen und Systeme zu stören. Er zeigte, wie wichtig es speziell im behördlichen Kontext ist, Datensicherheit zu einer Priorität zu machen.

Zum Abschluss bedankte sich Ilka Haase bei allen Teilnehmenden für ihre Fragen und Diskussionsbeiträge und bei den Referentinnen und Referenten für ihre Vorträge und den Input. An die Teilnehmenden wurde im Anschluss eine Umfrage zur Bewertung der Veranstaltung versendet, die auch zukünftige Themenwünsche abfragt.