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Glyphosatbelastung bei Studienteilnehmenden

Rolle der Ernährung und der Darmmikrobiota

Wieviel des Pflanzenschutzmittels Glyphosat nehmen wir auf und welche Rolle spielt dabei unsere Ernährung? Diese Fragen hat das Max Rubner-Institut in einer wissenschaftlichen Studie mit über 300 freiwilligen Frauen und Männern beantwortet und die Ergebnisse veröffentlicht. Zusammenfassend konnten die Wissenschaftler des MRI in ihrer Untersuchung zeigen, dass die Glyphosatbelastung der Teilnehmenden der Studie sehr gering war.

In der am MRI in Karlsruhe durchgeführten Studie wurde Glyphosat in den Urinproben eines ganzen Tages, dem sog. 24-Stunden-Urin, von 301 freiwilligen gesunden Teilnehmenden bestimmt. Ein solches „Human-Biomonitoring“ ist die Vorgehensweise der Wahl, um eine Glyphosatbelastung zu ermitteln. Glyphosat, das im Urin gefunden wird, muss zuvor vom Körper aufgenommen worden sein, sodass sich aus den Urinkonzentrationen die Aufnahmemengen kalkulieren lassen.

In der Studie des MRI konnte gezeigt werden, dass bei zwei Drittel der untersuchten Personen weder Glyphosat noch sein Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphoshonsäure) im 24-Stunden-Urin nachweisbar waren. Bei dem übrigen Drittel wurde Glyphosat im Urin nachgewiesen, aber nur in geringen Mengen. Nach Auswertung der Daten konnten die Wissenschaftler des MRI zeigen, dass die aufgenommenen Glyphosatmengen, berechnet aus den Urinkonzentrationen, bei weniger als einem Tausendstel der von der EU festgelegten Grenzwerte, nämlich der "tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge“ (Acceptable Daily Intake, ADI) und der akuten Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD) liegen.

Die Teilnehmenden der Studie wurden befragt, wie sie sich im Zeitraum der Untersuchung ernährt haben. Somit konnte berechnet werden, ob es einen Zusammenhang zwischen Glyphosat im Urin und dem Verzehr bestimmter Lebensmittel gibt. Das MRI konnte hierbei ermitteln, dass es einen Zusammenhang zwischen dem vermehrten Verzehr von Hülsenfrüchten und höheren Glyphosatgehalten im Urin gab, oder fachlich ausgedrückt, dass eine statistisch signifikante Korrelation besteht. Ein solcher Zusammenhang wurde auch zwischen dem Verzehr von Kulturpilzen und der Urinausscheidung von AMPA, dem Abbauprodukt von Glyphosat, gefunden.

Zusammenfassend konnten die Wissenschaftler des MRI in ihrer Untersuchung zeigen, dass die Glyphosatbelastung der Teilnehmenden der Studie sehr gering war. Die ermittelten Zusammenhänge mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel stehen dabei in Übereinstimmung mit den Daten aus den Nationalen Berichterstattungen „Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

In einer weiterführenden Studie des MRI wurde untersucht, ob die menschliche Darmmikrobiota in der Lage ist, Glyphosat zu dem Abbauprodukt AMPA zu verstoffwechseln. Hierzu wurden Stuhlproben von 15 Teilnehmenden jeweils zu einer Suspension aufbereitet und mit Glyphosat versetzt. Nach 48 Stunden anaerober Inkubation wurde in den verschiedenen Proben weder eine Abnahme von Glyphosat noch das Abbauprodukt AMPA detektiert. Somit scheint die Verstoffwechselung von Glyphosat durch die humane Darmmikrobiota keine Rolle zu spielen.

Wissenschaftliche Publikation(en)
Soukup ST, Merz B, Bub A, Hoffmann I, Watzl B, Steinberg P, Kulling SE (2020) Glyphosate and AMPA levels in human urine samples and their correlation with food consumption: results of the cross-sectional KarMeN study in Germany. Archives of Toxicology, 94, 1575–1584. doi: 10.1007/s00204-020-02704-7.
https://www.openagrar.de/receive/openagrar_mods_00058055

Huch M, Stoll DA, Kulling SE, Soukup ST (2022) Metabolism of glyphosate by the human fecal microbiota. Toxicology Letters, 358, 1-5. doi: 10.1016/j.toxlet.2021.12.013.
https://www.openagrar.de/receive/openagrar_mods_00077076