Längsschnittstudie NEMONIT
Im Rahmen der Längsschnittstudie NEMONIT erfolgte im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine längerfristige Beobachtung des Ernährungsverhaltens in Deutschland. Die NEMONIT-Studie basiert auf der Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II , die in den Jahren 2005 bis 2007 vom Max Rubner-Institut durchgeführt wurde. Für die NVS II wurden im gesamten Bundesgebiet fast 20.000 Personen im Alter von 14 bis 80 Jahren intensiv über ihre Ernährung befragt. Mit der NVS II wurden für Deutschland repräsentative Daten zum Lebensmittelverzehr ermittelt und die daraus berechnete Nährstoffzufuhr der Bevölkerung abgebildet.
NEMONIT wurde mit dem Ziel durchgeführt, Entwicklungen und Veränderungen im Lebensmittelverzehr, der Nährstoffzufuhr und von verschiedenen Lebensstilfaktoren aufzuzeigen. Dafür wurde aus Teilnehmern der NVS II, von denen ein oder zwei 24h-Recalls vorlagen, ein Panel aufgebaut. Von Juli 2008 bis Februar 2015 wurden in jährlichen Abständen etwa 2.000 Personen sechs Mal zu ihrem Ernährungsverhalten telefonisch befragt.
Folgende Informationen wurden ermittelt:
- Lebensmittelverzehr,
- Energie- und Nährstoffzufuhr,
- Verwendung von Supplementen,
- Soziodemografie,
- Körpergewicht und Körpergröße basierend auf Selbstangaben,
- Informationen zum Ernährungsverhalten, zur Gesundheit und zur körperlichen Aktivität.
Der Lebensmittelverzehr der Teilnehmer wurde durch speziell geschulte Interviewer mithilfe von zwei 24h-Recalls erfasst. Dabei wurden die Teilnehmer detailliert darüber befragt, was sie am Vortag des Interviews gegessen und getrunken hatten.
Ausgewählte Studienergebnisse
Auswertungen des Lebensmittelverzehrs über sechs Jahre von 2006 bis 2012 (NVS II und vier Befragungsjahre NEMONIT) zeigen für die meisten der untersuchten Lebensmittelgruppen keine Veränderungen. Zu diesen Lebensmittelgruppen zählen Fleisch und Wurstwaren, Gemüse, Backwaren und Getreideprodukte sowie Milchprodukte. Aber Männer wie Frauen essen seit der NVS II weniger Obst (-14 %) und liegen damit noch weiter unter den lebensmittelbasierten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) als zu Beginn der Untersuchungen. Zudem trinken sie weniger Obstsaft und Nektar (-37 %). Dafür hat das Wasser als Getränk bei beiden Geschlechtern etwas weiter gewonnen (+10 %). Auch bei Tee und Kaffee ist eine Veränderung erkennbar: seit 2006 haben Kaffee- und Teekonsum um 15 % bei Männern und Frauen zugenommen. Frauen verzehren darüber hinaus mehr Süßwaren und auch mehr Fette oder Öle. Insgesamt hat sich der Lebensmittelverzehr der Teilnehmer im Hinblick auf die lebensmittelbasierten Empfehlungen der DGE nicht verbessert, sondern z. T. sogar verschlechtert.
Neben dem Lebensmittelverzehr wurden im Rahmen der Befragungen auch Angaben zum Gesundheitszustand und zur sportlichen Aktivität der NEMONIT-Teilnehmer erfasst:
- Der Body Mass Index (BMI) hat seit 2006 nur bei den 14- bis 34-jährigen Männern und Frauen leicht zugenommen.
- Keine Veränderungen gab es von 2006 bis 2012 in der Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes. Die Mehrheit der Befragten schätzte ihren Gesundheitsstatus konstant als „sehr gut“ oder „gut“ ein.
- Über alle Befragungsjahre von 2006 bis 2012 hinweg sind es bei beiden Geschlechtern geringfügig mehr Personen, die weniger als 2,5 Stunden pro Woche sportlich aktiv sind oder keinen Sport treiben.
Deutlich verändert hat sich im Vergleich zur NVS II (2006) die Zahl der Vegetarier. Ihr Anteil hat sich von damals rund 1 % auf fast 2 % im Jahr 2012 erhöht. Zudem ist auch die Zahl der Personen gestiegen, die zwar Fleisch und Wurstwaren meiden, aber Fisch essen. Ihr Anteil hat sich von rund 0,7 % in der NVS II auf nun rund 1,5 % erhöht.
Der Anteil der Personen, die Supplemente verwenden, ist 2010/11 genauso hoch wie 2006. Im Befragungsjahr 2010/2011 wurden zusätzlich Gründe für oder gegen die Supplementeinnahme erfragt. Der Hauptgrund für die Supplementeinnahme ist, Mangelerscheinungen vorzubeugen bzw. einen erhöhten Bedarf auszugleichen; etwa 60 % der Männer und Frauen, die Supplemente nehmen, gaben dies an. Es werden auch geschlechtsspezifische Unterschiede sichtbar: Mehr Frauen als Männer (38 % versus 30 %) verwenden Supplemente zur Vorbeugung von Krankheiten. Außerdem gaben 11 % der Frauen an, Supplemente zu nehmen um gut auszusehen; wohingegen nur 3 % der Männer diesen Grund nannten.
Personen, die keine Supplemente verwenden, gaben hierfür vor allem als Grund an, dass sie sich gesund und ausgewogen ernähren (75 % der Männer und 81 % der Frauen). Auch hier zeigten sich Unterschiede zwischen Männern und Frauen: 29 % der Männer gaben als Grund gegen die Verwendung von Supplementen an, dass sie sich noch nicht damit beschäftigt haben; während dies lediglich für 19 % der Frauen zutrifft. Gegen die Verwendung von Supplementen sprach für 35 % der Männer und 49 % der Frauen außerdem, eine nicht vorhandene oder andere Wirkung von isolierten Nährstoffen verglichen mit in Lebensmitteln natürlicherweise enthaltenen Nährstoffen.